Hallo Ihr Lieben!
Beim Durchlesen Eurer Beiträge (zwischendurch auch von anderen Heimen) war ich hin und hergerissen zwischen schockiert und traurig, und gleichzeitig ganz aufgeregt, weil ich dachte, nach so langer Zeit ehem. Freundinnen wiederzufinden, hallo zu sagen und darüber zu quatschen, wie es uns seither so ergangen ist. Habe aber niemand mehr gefunden, der genau zu meiner Zeit dort war. Und überhaupt war diese Erwartung von mir wohl ein wenig naiv. Dieses Forum hat – so wie ich das jetzt sehe – weniger mit Plaudern zu tun, sondern mit Aufarbeitung einer traurigen Kindheit. Das ist gesund und wichtig. Wichtig ist es auch, dass die Täter zur Verantwortung gezogen werden. Vor allem die Schreibtischtäter. Im Fall der (meisten) Nonnen macht es wahrscheinlich eher weniger Sinn: die Gehirne von Nonnen ticken anders. Die beten fufzig Rosenkränze, machen ein bekümmertes Gesicht und die Sache ist für sie erledigt. Offenbar recht praktisch, mit einem Gott verheiratet zu sein…. Wie auch immer, zum Austauschen und Aufarbeiten ist dieses Forum mit Sicherheit eine sehr gute Sache.
In vielen Beiträgen jedoch, egal ob über Biedermannsdorf oder andere Heime, lese ich einen enormen Hass heraus, und da habe ich – so nachvollziehbar er auch ist - das Gefühl, dass dies eher ein Verharren in der Vergangenheit ist, anstatt der Versuch, das Vergangene aufzuarbeiten. Hass ist halt dafür das denkbar ungeeignetste Mittel, er frisst uns auf und hindert uns am Leben.
Ich bin aus diesem Heim ziemlich verhaltensgestört rausgegangen. Ich bin allerdings schon so reingekommen, für mich persönlich waren diese drei Jahre also bloß eine weitere Facette einer insgesamt unerfreulichen Kindheit. ( Übrigens: ICH WAR EINE DER „PRIVATEN“! Angeblich wurden die besser behandelt. Genau genommen kann ich das weder bestätigen noch bestreiten, denn meine Erinnerungen sind nur mehr bruchstückhaft. Fakt ist aber: Ich habe unter diesen Klosterfrauen ebenfalls gelitten und noch viele Jahre danach mit Minderwertigkeitsgefühlen und Versagensängsten gekämpft. So viel besser kanns also nicht gewesen sein, für mich jedenfalls nicht…)
Aber das war damals und ist lange her. Es liegt in der Natur der Sache, dass positive Entwicklungen dauern. Heute ist es so, dass Pädagogen (von Nonnen weiß ich es nicht) ganz anders geschult werden und ihren Beruf mit viel Respekt und Empathie ausüben, sei es im Kinderheim, oder in der Betreuung von Menschen mit Behinderung.
Ich denke, so schmerzhaft die Erinnerungen auch sind, es macht keinen Sinn und es hilft uns nicht weiter, sich darin zu verlieren und sie aufrecht zu erhalten. Ich selbst habe es früher nicht für möglich gehalten, mit schmerzlichen Kindheitserinnerungen jemals auch nur ansatzweise abschließen zu können. Das war ein Irrtum. Ich habe mich später dafür interessiert, und festgestellt: es gibt viele Wege, man muss „nur“ den für sich persönlich gangbaren Weg finden. Zach, keine Frage, aber möglich!
Ich persönlich habe meinen Weg gefunden. Ab und zu mal hab ich meine „Durchhänger“, gar keine Frage, und ein paar Defizite sind wohl auch noch hängen geblieben, mit denen ich aber ganz gut leben kann. Ich habe aus dieser Zeit nichts mehr aufzuarbeiten. Mir ist bewusst, was war, und mir ist bewusst, was heute ist. Heute habe ich eine tolle Familie, viele Interessen und freue mich des Lebens.
Dieses Forum ist daher nix für mich. Ich wollte mich aber nicht einfach wortlos „aus dem Staub machen“, ohne zu erklären, warum.
Ich wünsche Euch allen auf Eurem weiteren Lebensweg von ganzem Herzen alles Gute!
Liebe Grüße
Sabi